Recruiting
weg vom Perfect Match
Befragungen ergeben regelmäßig, dass es Unternehmen schwerfällt, passende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden – oft mit Betonung auf „passend“. Manche Unternehmen sind noch immer auf der Suche nach dem „Perfect Match“, z. B. mit Blick auf Ausbildung, Zusatzqualifikationen, manchmal auch Alter oder zeitliche Verfügbarkeit. Mit der Konsequenz, dass offene Stellen lange unbesetzt bleiben. Florian Kuhn von Kuhn Elektro-Technik sowie Dr. Martin Noack von der Bertelsmann Stiftung befassen sich damit, ob die Jagd nach dem „Perfect Match“ zielführend ist oder ob es auch andere Herangehensweisen gibt.
Florian Kuhn
„Wir haben in Deutschland einen totalen Fachkraft-Fetisch. “
Florian Kuhn, Geschäftsführer, Kuhn Elektro-Technik GmbH
„Wir haben in Deutschland einen totalen Fachkraft-Fetisch“, findet Florian Kuhn. „Am Ende des Tages ist Fachkräftemangel nicht der Kern des Problems. Das originäre Problem sind unverrichtete Tätigkeiten.“ Sein Unternehmen ist spezialisiert auf komplexe elektrische Installationen in großen Gebäuden, wie Kliniken oder Geschäftshäuser. Er beschäftigt viele hoch qualifizierte Elektrofachkräfte, findet aber bei Weitem nicht so viele, wie er tatsächlich beschäftigen könnte. Vor einiger Zeit hat Florian Kuhn alle Tätigkeiten auf seinen Baustellen unter die Lupe genommen und festgestellt, nur für einen Bruchteil davon ist eine Ausbildung zur Fachkraft nötig. Seine Idee: Es gibt rund 2,5 Millionen Arbeitslose, darunter muss es Personen geben, die genau für diese Aufgaben geeignet sind. Heute ergänzen ehemals Langzeitarbeitslose seine Teams und entlasten die Fachkräfte. Diese können sich auf die Aufgaben konzentrieren, die Mitarbeitern mit Ausbildung vorbehalten ist und haben zusätzliche Ressourcen hierfür. Einige der neu gewonnenen Mitarbeiter sind in ihrem Aufgabenbereich tragende Säulen geworden. Warum es wichtig ist, zu lernen, Personen jeder Qualifikationsstufe wertschöpfend zu integrieren und qualifizieren, erklärt Florian Kuhn.
Interview mit Florian Kuhn