Sehr geehrte Leserinnen,
sehr geehrte Leser
die Arbeitswelt befindet sich nicht erst seit gestern im Wandel; allerdings scheint sich die Entwicklung zu beschleunigen. Berufe verändern sich und Beschäftigte wie Arbeitgeber brauchen neue Kompetenzen. Allen voran Lernkompetenz und die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln.
Gleichzeitig finden Unternehmen nicht einmal genügend neues Personal in den angestammten Berufen. Dabei sprechen wir nicht allein von Fachkräften, denn auch Arbeitskräfte sind knapp, wie unser Arbeitsmarktreport einmal mehr zeigt: Unter den Top-Ten-Berufen befinden sich gleich vier Tätigkeiten für angelernte Kräfte.
Unternehmen sind in einem Spagat: Wie können sie die Beschäftigten in der Transformation mitnehmen und wer soll die zusätzlichen Lücken füllen, wenn sich in absehbarer Zeit viele Beschäftigte in den Ruhestand verabschieden?
Dabei gibt es durchaus ungenutzte Potenziale, worauf Wissenschaft, Politik und auch Bildungsanbieter wie wir, seit einigen Jahren fast schon gebetsmühlenartig hinweisen. So etwa junge Menschen ohne Schul- oder Ausbildungsabschluss, Fachkräfte aus dem Ausland, Langzeitarbeitslose oder Zugewanderte. Zugegeben, ihr Potenzial zu erschließen, scheint aufwendiger, als „fertige“ Fachkräfte zu rekrutieren – wobei das bezweifelt werden kann. Und es ist auch klar, dass nicht aus jedem Menschen, dem der (Wieder-) Einstieg ins Berufsleben nicht im ersten Anlauf gelungen ist, ein Softwareentwickler oder Elektroingenieur wird. Das muss es aber auch nicht.
Wir müssen weg davon, ausschließlich in Vollausbildungen zu denken. Wenn wir Menschen ganz gezielt ihren individuellen Erfahrungen und Begabungen gemäß einsetzen und qualifizieren, tragen sie dazu bei, Engpässe zu reduzieren. Direkt im Beruf können sie sich dann Schritt für Schritt weiterentwickeln.
Wir haben uns auf die Suche nach Lösungen aus Wissenschaft und Praxis gemacht, die die skizzierten Herausforderungen adressieren. Ich freue mich, Ihnen in unserem Exkurs und in Interviews Menschen vorzustellen, die Initiative ergriffen haben und auf ungewohnten Wegen den Fachkräftemangel und die Transformation der Arbeitswelt angehen.
Mit unserer Auswertung des Stellenmarktes erhalten Sie Informationen zur Fach- und Arbeitskräftenachfrage in Deutschland. Außerdem haben wir die Berufe von Elektronikfachkräften und E-Commerce-Mitarbeitern unter die Lupe genommen. Beide agieren in einem Umfeld, das sich stark verändert hat und im Fall der Elektronikfachkräfte spielen sie sogar eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Klima- und Energiewende.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.
Katrin Haupt, Geschäftsführerin DEKRA Akademie